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Pelztragende: Ansprechen oder Konfrontieren?

Aktualisiert: 30. Okt. 2019

Leider kommt mit dem Winter auch wieder die Zeit, in der wir uns mit den Pelzträger*innen auf der Strasse auseinandersetzen müssen. Die Anti-Pelz-Bewegung weiss seit den 80/90er Jahren, dass das Ansprechen von Konsument*innen ein wichtiges Mittel ist im Kampf gegen Pelz. Dabei gibt es verschiedene Ansätze - vom freundlichen Aufklären mit Flyern bis hin zum Stickern und zum "Fur Shaming" (Bloßstellen).


Bei der AFL sind wir der Meinung, dass jede Form von Aktivismus berechtigt ist, solange wir unsere Grenzen kennen. Im Folgenden wollen wir aufzeigen, wieso das Ansprechen gerade im Anti-Pelz-Aktivismus so wichtig ist und was es dabei zu beachten gibt.


Pelztragen: Eine Provokation


Eine der häufigsten Fragen, die uns bei der AFL gestellt wird, ist diese: “Warum kritisiert ihr nicht die Fleisch bzw. Milch- oder Lederindustrie? Sind diese Formen der Tierausbeutung denn weniger schlimm als die Pelzproduktion?” Die Antwort ist klar und muss immer wieder betont werden: Nein, das sind sie nicht. Die Tiere leiden überall, sowohl auf Pelzfarmen wie auf Milch- und Mastbetrieben. Kein Leid ist schlimmer als das andere - alle Tiere verdienen es, dass wir für sie kämpfen.


Als Luxusprodukt, das nur zu Dekorationszwecken getragen wird, hat Pelz jedoch eine Art Symbolstatus: Er steht für Gleichgültigkeit und Dekadenz. Niemand hat in der westlichen Welt das Gefühl, einen Pelzbesatz zu “brauchen”, und kein Erwachsener kann heute behaupten, noch nie etwas von den Grausamkeiten der Pelzindustrie gehört zu haben. Es mangelt nicht an Aufklärung: Wer im Jahr 2019 noch Pelz trägt, tut dies bewusst und sagt damit klar aus, dass ihm/ihr Tierquälerei* egal ist.

Wenn also die Pelzproduktion auch nicht schlimmer ist als andere Formen der Tierausbeutung, so ist das Pelztragen im Gegensatz zum Konsum von anderen tierlichen Produkten doch immer ein Fashion-Statement - und somit auch immer eine Provokation. Und jede Provokation verlangt nach einer angemessenen Reaktion: Um die Öffentlichkeit zu überzeugen, müssen wir nicht nur im Rahmen von Organisation und Protesten, sondern auch im Alltag - als Individuen - agieren.


Doch wie tun wir das am besten?



Der Unterschied zwischen Aufklärung und Konfrontation

Das Ansprechen von Pelzträger*innen ist kein einfaches Unterfangen. Oft nehmen wir uns vor, freundlich auf jemanden zuzugehen, das Gespräch zu suchen unsere Argumente rein objektiv darzulegen. Dabei vergessen wir oft, dass wir die Leute, wenn sie Pelz tragen, ja auch immer kritisieren - ob nun bewusst oder nicht. Und wenn wir im Alltag wildfremde Leute kritisieren, müssen wir damit rechnen, nicht viel Erfolg zu haben.


Dies ist tatsächlich ganz unabhängig davon, wie gut oder “wahr” unsere Argumente sind. Menschen haben grosse Angst davor, zuzugeben, dass sie im Unrecht sind, und die meisten werden, sobald sie sich kritisiert fühlen, eine defensive Haltung einnehmen. Sie werden uns entweder ignorieren oder versuchen, sich mit einem Gegenangriff zu verteidigen, im Stil von; “Du trägst ja auch Leder / isst ja auch Fleisch / hast ja auch ein T-Shirt aus Kinderarbeit”.


Wenn wir auf diese Fragen eingehen, haben wir schon verloren - denn indem wir darauf antworten, rechtfertigen wir das Argument. Indem wir uns rechtfertigen, sagen wir aus, dass “nur wer perfekt ist, kritisieren darf” - und das stimmt nicht. Wir müssen nicht perfekt sein, um uns aufzuregen, wenn jemand Werbung macht für Tierquälerei. Menschen, die Pelz tragen, haben auch kein “Recht, in Ruhe gelassen zu werden”. Im Gegenteil: Wir als Aktivist*innen haben das Recht, uns für die Unschuldigen einzusetzen.

Bei der Konfrontation hingegen geht es nicht darum, jemanden zu überzeugen, sondern darum, ein öffentlich wirksames Statement zu machen. Statt mit der Aufklärung genau das anzustreben was sowieso nicht in unserer Macht liegt, machen wir bei der Konfrontation von unserem Recht gebrauch, angesichts einer Provokation zu reagieren.


Wie kann eine Konfrontation im Alltag aussehen?


Natürlich können wir nicht überall rumrennen und wahllos Pelzträger*innen anschreien, das wäre nicht produktiv und würde uns auf Dauer erschöpfen. Zumal es ja nicht mehr nur die paar Superreichen mit ihren Pelzmänteln sind - sondern ein ganzes Meer von Menschen mit Pelz, die wir niemals alle konfrontieren können. Wir müssen also andere Wege finden, unsere Entrüstung zu zeigen - und dabei auch an uns selbst denken.


Zunächst einmal ist es wichtig, die eigenen Grenzen zu kennen. Wenn wir uns verletzlich oder unsicher fühlen, sollten wir auf Konfrontationen verzichten, denn auch diese können emotionale Auswirkungen haben. Wenn wir jedoch den Mut spüren, können wir sie ansprechen - und wir werden sehr schnell merken, ob sie bereit sind, uns zuzuhören.


Um jene seltenen Fälle nicht auszuschließen, die uns tatsächlich zuhören, ist es wichtig, beim ersten Kontakt höflich zu bleiben und möglichst Fragen zu stellen (“Weißt du, dass du Echtpelz trägst?”). Es gibt leider immer noch jene, die ihren Pelz für Kunstpelz halten oder sonst von der Pelzindustrie hinters Licht geführt wurden. Diese Menschen dürfen wir durch eine initiale, aggressive Haltung nicht abschrecken.Wenn sie bereit sind, zuzuhören, können wir versuchen, im Gespräch ihre Empathie und ihr kritisches Denken anzuregen. Dabei hilft es, einen Flyer zur Hand zu haben und in Ich-Botschaften zu kommunizieren (z.B. “Ich finde es schlimm, mir deinen Pelzbesatz anzusehen, weil ich dabei an die armen Tiere denken muss”).


Wenn wir jedoch merken, dass sie uns nicht zuhören wollen, ist es legitim, sie zu konfrontieren - und zwar mit den Fakten, ob sie diese nun hören wollen oder nicht. Es geht dabei wie erwähnt nicht darum, jemanden zu überzeugen, sondern darum, ein Statement zu machen indem wir Aufmerksamkeit erregen. Bei der Konfrontation können nicht “scheitern”, denn solange uns jemand gehört hat, haben wir unser Ziel erreicht: Wir haben der Öffentlichkeit gezeigt, dass heutzutage niemand mehr unbemerkt Pelz tragen kann. Im Gegenteil: Wer heute Pelz trägt, muss damit rechnen, konfrontiert zu werden. Und wer will das schon?


Smarte Argumente für die Konfrontation gibt’s hier: https://www.antifurleague.org/ansprechen



Wieso wir nicht immer "nett" sein müssen


Ein Blick nach Toronto oder New York zeigt, dass die Aktivist*innen dort eine wenig zimperliche Strategie verfolgen. Während im deutschsprachigen Raum der Fokus eher auf die Aufklärung gelegt wird, bedient sich die dortige Bewegung vermehrt auch weniger “netten” Mitteln. Neben Boykott-Kampagnen gibt es zahlreiche spontane und unbewilligte Aktionen (direct actions), Störungen von öffentlichen Anlässen (disruptions), Blockaden und Tierbefreiungen. Nicht zuletzt werden auch Celebrities und Pelzträger*innen auf der Straße konfrontiert - und es wird auf Social Media viel Aufmerksamkeit generiert.


In Anbetracht der Erfolge der US/Kanadischen Mitkämpfer*innen - Kalifornien hat soeben als erster Bundesstaat ein komplettes Pelzverbot erlassen! - wollen wir Mut machen und aufzeigen, dass Aktivismus nicht immer “nett” sein muss. Natürlich sind wir unendlich froh um den Einsatz all jener, die auf der Straße stehen und Flyer verteilen - denn die Sensibilisierung unterstützt unseren Kampf. Wir finden aber auch, dass es angesichts der Provokation einen öffentlichen Aufschrei braucht - und dass dieser gerechtfertigt ist.


Wir fordern ein komplettes Importverbot von Echtpelz-Produkten in der Schweiz und möchten politischen Aktivismus bei allen Mitgliedern fördern, weshalb wir auch immer gerne Fotos, Videos und Erlebnisberichte von Konfrontationen mit Pelzträger*innen entgegen nehmen. Wir machen Gesichter unkenntlich und teilen eure Geschichten mit der Facebook-Community.



Unser Beitrag


Die Anti Fur League ist eine unabhängige Gruppe von Anti-PelzAktivist*innen mit dem Ziel, Echtpelz aus den Schweizer Modehäusern zu verbannen. Wir organisieren die jährliche “Demo Für Eine Pelzfreie Schweiz | 2019” und dokumentieren auf unserer Facebook-Plattform das aktuelle Geschehen in der Bewegung. Wir fordern ein komplettes Importverbot von Echtpelz-Produkten in der Schweiz und möchten politischen Aktivismus bei allen Mitgliedern fördern.


Mach mit: Schick uns deine Fotos, Videos und Berichte von Konfrontationen mit Pelzträger*innen entgegen nehmen. Wir machen Gesichter unkenntlich und teilen deine Geschichten mit der Facebook-Community.Gratis Sticker gibt’s bei www.furfoe.ch und hier!

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